Procurement Glossary
RoHS: Definition, Compliance-Anforderungen und Umsetzung im Einkauf
November 19, 2025
Die RoHS-Richtlinie (Restriction of Hazardous Substances) ist eine zentrale EU-Verordnung, die den Einsatz gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten beschränkt. Für Einkäufer bedeutet dies konkrete Compliance-Pflichten bei der Lieferantenauswahl und Produktbeschaffung. Erfahren Sie im Folgenden, was RoHS umfasst, welche Umsetzungspflichten bestehen und wie Sie Risiken erfolgreich managen.
Key Facts
- RoHS beschränkt zehn gefährliche Stoffe wie Blei, Quecksilber und Cadmium in Elektrogeräten
- Gilt für alle in der EU in Verkehr gebrachten Elektro- und Elektronikgeräte seit 2006
- Hersteller müssen CE-Kennzeichnung und Konformitätserklärung vorweisen
- Verstöße können zu Verkaufsverboten und Bußgeldern bis zu 100.000 Euro führen
- Einkäufer tragen Mitverantwortung für die Compliance ihrer beschafften Produkte
Contents
Was ist RoHS? Definition, Zweck und Anwendungsbereich
Die RoHS-Richtlinie regelt die Verwendung gefährlicher Substanzen in elektrischen und elektronischen Erzeugnissen europaweit.
Kernelemente der RoHS-Richtlinie
RoHS steht für "Restriction of Hazardous Substances" und beschränkt aktuell zehn Stoffgruppen in Elektrogeräten. Die wichtigsten regulierten Substanzen umfassen:
- Schwermetalle: Blei, Quecksilber, Cadmium und sechswertiges Chrom
- Flammschutzmittel: Polybromierte Biphenyle (PBB) und Diphenylether (PBDE)
- Weichmacher: Bis-2-ethylhexyl-phthalat (DEHP), Butylbenzylphthalat (BBP), Dibutylphthalat (DBP) und Diisobutylphthalat (DIBP)
RoHS vs. REACH-Verordnung
Während REACH die Registrierung und Bewertung von Chemikalien regelt, fokussiert sich RoHS spezifisch auf Elektrogeräte. Beide Regelwerke ergänzen sich im Rahmen der Compliance im Einkauf und erfordern koordinierte Umsetzungsstrategien.
Bedeutung von RoHS im Einkauf
Für Beschaffungsverantwortliche bedeutet RoHS konkrete Sorgfaltspflichten bei der Lieferantenbewertung und Produktqualifikation. Die Einhaltung ist Voraussetzung für den EU-Marktzugang und beeinflusst direkt die Lieferantenstrategie in der Elektronikbeschaffung.
Implementation, obligations and evidence
Die praktische RoHS-Umsetzung erfordert systematische Prozesse zur Lieferantenqualifikation und kontinuierliche Überwachung der Materialzusammensetzung.
Lieferantenqualifikation und Dokumentation
Einkäufer müssen von Lieferanten vollständige RoHS-Konformitätserklärungen einfordern. Diese umfassen Materialanalysen, Prüfberichte akkreditierter Labore und detaillierte Stofflisten aller Komponenten. Ein strukturierter Supplier Code of Conduct sollte RoHS-Anforderungen explizit definieren.
Prüfverfahren und Testmethoden
Die Stoffkonzentrationen werden mittels Röntgenfluoreszenzspektroskopie (RFA) oder Atomabsorptionsspektroskopie gemessen. Grenzwerte liegen bei 0,1 Gewichtsprozent für die meisten Substanzen und 0,01% für Cadmium. Stichprobenartige Kontrollen durch unabhängige Prüfinstitute gewährleisten die Verlässlichkeit der Lieferantenangaben.
Integration into procurement processes
RoHS-Compliance sollte bereits in der Ausschreibungsphase als K.O.-Kriterium definiert werden. Vertragsklauseln müssen Haftungsregelungen bei Verstößen und regelmäßige Nachweispflichten enthalten. Die Due Diligence umfasst auch die Bewertung der Lieferanten-Sublieferanten.

Tacto Intelligence
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Compliance key figures and quotas
Systematische Kennzahlen ermöglichen die Überwachung und kontinuierliche Verbesserung der RoHS-Compliance in der Beschaffung.
Supplier compliance rate
Die Quote RoHS-konformer Lieferanten sollte mindestens 98% betragen. Gemessen wird der Anteil der Lieferanten mit vollständiger und aktueller RoHS-Dokumentation an der Gesamtzahl aktiver Elektronik-Lieferanten. Monatliche Auswertungen identifizieren Verbesserungspotenziale und kritische Lieferanten frühzeitig.
Prüfungsabdeckung und Testquote
Mindestens 15% aller Elektroniklieferungen sollten durch unabhängige RoHS-Tests überprüft werden. Die Stichprobenauswahl erfolgt risikobasiert unter Berücksichtigung von Lieferantenhistorie, Produktkomplexität und Herkunftsländern. Abweichungsraten über 2% erfordern sofortige Korrekturmaßnahmen.
Reaktionszeit bei Verstößen
Die durchschnittliche Zeit von der Identifikation eines RoHS-Verstoßes bis zur Implementierung von Korrekturmaßnahmen sollte maximal 5 Werktage betragen. Dies umfasst Lieferantenkommunikation, Warensperrung und Einleitung von Nachbesserungsmaßnahmen. Schnelle Reaktionen minimieren rechtliche Risiken und Geschäftsunterbrechungen.
Risks, dependencies and countermeasures
RoHS-Verstöße können erhebliche rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen haben, die durch systematisches Risikomanagement minimiert werden müssen.
Legal and financial risks
Bei RoHS-Verstößen drohen Verkaufsverbote, Produktrückrufe und Bußgelder bis zu 100.000 Euro. Zusätzlich entstehen Kosten für Nachbesserungen, Lagerhaltung nicht-konformer Ware und mögliche Schadensersatzforderungen. Die Haftung erstreckt sich auch auf Importeure und Händler, nicht nur auf Hersteller.
Supply chain risks and dependencies
Komplexe Lieferketten erschweren die vollständige Transparenz über alle verwendeten Materialien. Besonders bei Komponenten aus Asien besteht erhöhtes Risiko unvollständiger oder falscher Dokumentation. Ein robustes ESG Risk Rating sollte RoHS-Compliance als wesentlichen Bewertungsfaktor berücksichtigen.
Preventive countermeasures
Regelmäßige Lieferantenaudits, unabhängige Materialprüfungen und vertragliche Garantien reduzieren Compliance-Risiken erheblich. Die Implementierung einer Restricted Substances List schafft klare Vorgaben für alle Beteiligten. Zusätzlich sollten alternative Lieferanten qualifiziert werden, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
Practical example
Ein Automobilzulieferer implementiert ein digitales RoHS-Management-System für seine Elektronikbeschaffung. Alle 450 Lieferanten müssen ihre Materialzusammensetzungen in einer zentralen Datenbank hinterlegen und regelmäßig aktualisieren. Das System gleicht automatisch die Angaben mit der internen Restricted Substances List ab und markiert kritische Komponenten. Bei der Eingangswarenprüfung werden 20% aller Lieferungen mittels Röntgenfluoreszenz-Analyse getestet. Innerhalb von 18 Monaten reduzierte sich die Beanstandungsrate von 8% auf unter 1%, während die Prüfkosten um 30% sanken.
- Digitale Erfassung aller Lieferantendokumente
- Automatisierte Abgleiche mit Verbotslisten
- Risikobasierte Stichprobenprüfungen
Aktuelle Entwicklungen und Auslegung zu RoHS
Die RoHS-Richtlinie entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Fortschritte geprägt.
Extension of the scope of application
Seit 2019 fallen auch medizinische Geräte und Überwachungsinstrumente unter RoHS. Die EU-Kommission prüft regelmäßig weitere Produktkategorien und Stoffgruppen für eine mögliche Aufnahme. Einkäufer müssen diese Entwicklungen proaktiv verfolgen und ihre Lieferantenbasis entsprechend anpassen.
Digitalization of compliance monitoring
KI-gestützte Systeme ermöglichen heute eine automatisierte Überwachung von Lieferantendokumenten und Materialzusammensetzungen. Blockchain-Technologie verbessert die Nachverfolgbarkeit von Materialien entlang der gesamten Lieferkette. Diese Tools reduzieren den manuellen Prüfaufwand erheblich und erhöhen die Compliance-Sicherheit.
Tightening up enforcement
Marktüberwachungsbehörden intensivieren ihre Kontrolltätigkeiten und verhängen häufiger Sanktionen bei Verstößen. Die Zusammenarbeit zwischen nationalen Behörden wird durch digitale Plattformen gestärkt. Unternehmen sollten ihre internen Kontrollsysteme entsprechend ausbauen und regelmäßige Compliance-Audits durchführen.
Conclusion
RoHS ist ein zentraler Compliance-Baustein für alle Unternehmen, die Elektro- und Elektronikgeräte beschaffen oder vertreiben. Die systematische Integration in Beschaffungsprozesse, von der Lieferantenqualifikation bis zur Wareneingangsprüfung, minimiert rechtliche Risiken und sichert den Marktzugang. Digitale Tools und KI-gestützte Überwachungssysteme werden dabei zunehmend zu unverzichtbaren Hilfsmitteln für eine effiziente RoHS-Compliance.
FAQ
Was bedeutet RoHS konkret für Einkäufer?
Einkäufer müssen sicherstellen, dass alle beschafften Elektro- und Elektronikgeräte den RoHS-Grenzwerten entsprechen. Dies umfasst die Qualifikation von Lieferanten, Einholung von Konformitätserklärungen und regelmäßige Stichprobenprüfungen. Bei Verstößen können auch Importeure und Händler haftbar gemacht werden.
Welche Produkte fallen unter die RoHS-Richtlinie?
RoHS gilt für alle Elektro- und Elektronikgeräte, die in der EU in Verkehr gebracht werden. Dazu gehören Computer, Haushaltsgeräte, Beleuchtung, medizinische Geräte und Überwachungsinstrumente. Ausnahmen bestehen nur für spezielle Anwendungen wie Militärausrüstung oder Großindustrieanlagen.
Wie werden RoHS-Grenzwerte gemessen und nachgewiesen?
Die Stoffkonzentrationen werden in homogenen Materialien gemessen, nicht im Gesamtprodukt. Grenzwerte liegen bei 0,1 Gewichtsprozent für die meisten Substanzen und 0,01% für Cadmium. Nachweise erfolgen durch akkreditierte Prüflabore mittels Röntgenfluoreszenz- oder Atomabsorptionsspektroskopie.
Was passiert bei RoHS-Verstößen?
Verstöße können zu Verkaufsverboten, Produktrückrufen und Bußgeldern bis zu 100.000 Euro führen. Zusätzlich entstehen Kosten für Nachbesserungen und mögliche Schadensersatzforderungen. Marktüberwachungsbehörden führen regelmäßige Kontrollen durch und verhängen bei wiederholten Verstößen verschärfte Sanktionen.



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