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Procurement Glossary

Scope 2 Emissionen: Definition, Messung und strategische Bedeutung im Einkauf

November 19, 2025

Scope 2 Emissionen bezeichnen indirekte Treibhausgasemissionen aus eingekaufter Energie wie Strom, Dampf oder Fernwärme. Diese Kennzahl gewinnt im strategischen Einkauf zunehmend an Bedeutung, da Unternehmen ihre Klimabilanz verbessern und regulatorische Anforderungen erfüllen müssen. Erfahren Sie im Folgenden, was Scope 2 Emissionen sind, wie sie gemessen werden und welche strategischen Implikationen sich für den Einkauf ergeben.

Key Facts

  • Scope 2 Emissionen entstehen durch eingekaufte Energie und sind vollständig vom Unternehmen kontrollierbar
  • Die Berechnung erfolgt nach dem Greenhouse Gas Protocol mit standort- oder marktbasierten Ansätzen
  • Energieeinkauf und Lieferantenauswahl haben direkten Einfluss auf die Scope 2 Bilanz
  • Regulatorische Berichtspflichten machen präzise Erfassung zunehmend verpflichtend
  • Grünstrom-Zertifikate und Power Purchase Agreements reduzieren Scope 2 Emissionen erheblich

Contents

Definition und Bedeutung von Scope 2 Emissionen

Scope 2 Emissionen umfassen alle indirekten Treibhausgasemissionen, die durch den Verbrauch eingekaufter Energie entstehen.

Kernelemente von Scope 2 Emissionen

Die Definition basiert auf dem international anerkannten Greenhouse Gas Protocol und umfasst folgende Energieformen:

  • Elektrische Energie aus dem öffentlichen Stromnetz
  • Dampf für industrielle Prozesse oder Heizung
  • Fernwärme und Fernkälte
  • Komprimierte Luft von externen Anbietern

Scope 2 vs. Scope 1 und Scope 3 Emissionen

Im Gegensatz zu direkten Scope 1 Emissionen entstehen Scope 2 Emissionen außerhalb der Unternehmensgrenzen, sind aber durch Energieeinkaufsentscheidungen direkt beeinflussbar. Scope 3 Emissionen umfassen hingegen die gesamte vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette.

Bedeutung von Scope 2 Emissionen im Einkauf

Der Einkauf trägt maßgebliche Verantwortung für Scope 2 Emissionen durch Energielieferantenauswahl, Vertragsgestaltung und Beschaffungsstrategien. Nachhaltige Energiebeschaffung wird zum strategischen Wettbewerbsfaktor und beeinflusst direkt die Dekarbonisierung der Lieferkette.

Measurement, database and calculation

Die präzise Erfassung von Scope 2 Emissionen erfordert systematische Datensammlung und standardisierte Berechnungsmethoden.

Standortbasierte Berechnungsmethode

Bei der standortbasierten Methode werden durchschnittliche Emissionsfaktoren des regionalen Stromnetzes verwendet. Diese Methode ist einfach anzuwenden, berücksichtigt jedoch nicht spezifische Energieeinkaufsentscheidungen des Unternehmens.

Marktbasierte Berechnungsmethode

Die marktbasierte Methode reflektiert tatsächliche Energieeinkaufsentscheidungen durch spezifische Emissionsfaktoren der gewählten Energielieferanten. Grünstrom-Zertifikate und Power Purchase Agreements fließen direkt in die Berechnung ein und ermöglichen eine realistische Darstellung der Klimaschutzmaßnahmen.

Datenerfassung und Qualitätssicherung

Erfolgreiche Scope 2 Bilanzierung basiert auf vollständiger Erfassung aller Energieverbräuche und deren Zuordnung zu Emissionsfaktoren. Automatisierte Datenerfassungssysteme und regelmäßige Validierung gewährleisten die Datenqualität für Nachhaltigkeitsberichterstattung.

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Interpretation und Zielwerte für Scope 2 Emissionen

Die Bewertung von Scope 2 Emissionen erfordert branchenspezifische Benchmarks und klare Zielwerte für effektives Klimamanagement.

Absolute und relative Kennzahlen

Absolute Scope 2 Emissionen in CO2-Äquivalenten zeigen die Gesamtbelastung, während relative Kennzahlen wie Emissionen pro Umsatz oder Produktionseinheit die Effizienzentwicklung verdeutlichen. Beide Perspektiven sind für strategische Entscheidungen relevant.

Branchenbenchmarks und Zielwerte

Energieintensive Industrien weisen naturgemäß höhere Scope 2 Emissionen auf als Dienstleistungsunternehmen. Wissenschaftsbasierte Klimaziele definieren branchenspezifische Reduktionspfade, die als Orientierung für realistische Zielwerte dienen.

Monitoring und Fortschrittsmessung

Regelmäßige Erfolgskontrolle durch monatliche oder quartalsweise Auswertungen ermöglicht frühzeitige Korrekturen bei Zielabweichungen. Integrierte Dashboards visualisieren Scope 2 Entwicklungen und unterstützen datenbasierte Entscheidungen im Energieeinkauf.

Messrisiken und Bias bei Scope 2 Emissionen

Die Erfassung von Scope 2 Emissionen birgt verschiedene methodische und operative Risiken, die die Datenqualität beeinträchtigen können.

Data quality and completeness

Unvollständige Energieverbrauchsdaten oder veraltete Emissionsfaktoren führen zu ungenauen Scope 2 Bilanzen. Dezentrale Energiebeschaffung und komplexe Organisationsstrukturen erschweren die vollständige Erfassung aller relevanten Energieströme.

Methodische Inkonsistenzen

Die parallele Anwendung standort- und marktbasierter Methoden kann zu Verwirrung führen. Unterschiedliche Interpretationen des Greenhouse Gas Protocols und nationale Besonderheiten beeinträchtigen die Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen und Standorten.

Compliance risks

Fehlerhafte Scope 2 Berichterstattung kann zu regulatorischen Sanktionen und Reputationsschäden führen. Die zunehmende Prüfungstiefe durch externe Auditoren und Due Diligence-Prozesse erhöht das Entdeckungsrisiko von Fehlern in der Klimabilanzierung.

Scope 2 Emissionen: Definition, Messung und Einkaufsstrategien

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Practical example

Ein Automobilzulieferer reduziert seine Scope 2 Emissionen um 60% durch strategische Energiebeschaffung. Das Unternehmen schließt einen 10-Jahres-PPA für Windenergie ab und investiert in eine eigene Photovoltaikanlage. Parallel optimiert der Einkauf die Energieeffizienz durch LED-Beleuchtung und moderne Produktionsanlagen.

  • Baseline-Erfassung aller Energieverbräuche und Emissionsfaktoren
  • Marktanalyse für erneuerbare Energiequellen und Preisvergleich
  • Vertragsverhandlung mit Fokus auf langfristige Preisstabilität
  • Implementierung eines Energiemonitoringsystems für kontinuierliche Überwachung

Current developments and effects

Die Bedeutung von Scope 2 Emissionen wächst durch verschärfte Regulierung und technologische Innovationen kontinuierlich.

Regulatory developments

Die Corporate Sustainability Reporting Directive und nationale Klimagesetze erhöhen den Berichtsdruck. Unternehmen müssen zunehmend detaillierte Scope 2 Daten offenlegen und Reduktionsziele definieren.

Digitalization and AI support

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Scope 2 Erfassung durch automatisierte Datenanalyse und Prognosefunktionen. Smart-Meter-Technologie und IoT-Sensoren ermöglichen Echtzeitmonitoring des Energieverbrauchs und präzise Zuordnung zu Geschäftsbereichen.

Marktentwicklung erneuerbarer Energien

Sinkende Kosten für erneuerbare Energien und innovative Finanzierungsmodelle wie Corporate PPAs machen klimaneutrale Energiebeschaffung wirtschaftlich attraktiv. Science Based Targets treiben die Nachfrage nach grüner Energie weiter an.

Conclusion

Scope 2 Emissionen entwickeln sich zu einem zentralen Steuerungsinstrument für nachhaltigen Einkauf und Klimamanagement. Die präzise Erfassung und strategische Reduktion dieser Emissionen durch intelligente Energiebeschaffung wird zum Wettbewerbsfaktor. Unternehmen, die frühzeitig systematische Scope 2 Strategien implementieren, profitieren von Kostenvorteilen und erfüllen regulatorische Anforderungen proaktiv.

FAQ

Was sind Scope 2 Emissionen genau?

Scope 2 Emissionen sind indirekte Treibhausgasemissionen aus eingekaufter Energie wie Strom, Dampf oder Fernwärme. Sie entstehen außerhalb der Unternehmensgrenzen, sind aber durch Energieeinkaufsentscheidungen direkt beeinflussbar und vollständig im Verantwortungsbereich des Unternehmens.

Wie berechnet man Scope 2 Emissionen korrekt?

Die Berechnung erfolgt durch Multiplikation des Energieverbrauchs mit spezifischen Emissionsfaktoren. Dabei stehen zwei Methoden zur Verfügung: die standortbasierte Methode mit regionalen Durchschnittswerten und die marktbasierte Methode, die tatsächliche Energieeinkaufsentscheidungen berücksichtigt.

Welche Rolle spielt der Einkauf bei Scope 2 Emissionen?

Der Einkauf hat direkten Einfluss auf Scope 2 Emissionen durch Energielieferantenauswahl, Vertragsgestaltung und Beschaffungsstrategien. Entscheidungen für erneuerbare Energien, Grünstrom-Zertifikate oder Power Purchase Agreements reduzieren die Klimabilanz erheblich und unterstützen Nachhaltigkeitsziele.

Welche Risiken bestehen bei der Scope 2 Erfassung?

Hauptrisiken umfassen unvollständige Datenerfassung, methodische Inkonsistenzen und Compliance-Verstöße. Fehlerhafte Berichterstattung kann zu regulatorischen Sanktionen führen. Systematische Datensammlung, einheitliche Methodik und regelmäßige Validierung minimieren diese Risiken effektiv.

Scope 2 Emissionen: Definition, Messung und Einkaufsstrategien

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