Procurement Glossary
Governing Law: Rechtswahl und Gerichtsstandsvereinbarung in Verträgen
November 19, 2025
Governing Law bezeichnet die Rechtswahl-Klausel in internationalen Verträgen, die bestimmt, welches nationale Recht bei Streitigkeiten anzuwenden ist. Diese Vertragsklausel ist für Einkaufsorganisationen von zentraler Bedeutung, da sie Rechtssicherheit schafft und die Vorhersagbarkeit von Vertragsdurchsetzung gewährleistet. Erfahren Sie im Folgenden, was Governing Law umfasst, welche Vertragselemente relevant sind und wie Sie Risiken bei der Rechtswahl minimieren.
Key Facts
- Governing Law bestimmt das anwendbare Recht bei internationalen Vertragsbeziehungen
- Rechtswahl-Klauseln schaffen Planungssicherheit und reduzieren Streitrisiken
- Kombination mit Gerichtsstandsvereinbarungen optimiert die Rechtsdurchsetzung
- Verschiedene Rechtsordnungen bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile für Einkäufer
- EU-Recht begrenzt die freie Rechtswahl bei Verbraucherverträgen
Contents
Einordnung & Zweck von Governing Law
Governing Law-Klauseln regeln die Rechtswahl in grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen und schaffen Klarheit über anwendbare Rechtsvorschriften.
Grundlegende Rechtswahl-Elemente
Eine vollständige Governing Law-Klausel umfasst mehrere Komponenten. Die Rechtswahl bestimmt das materielle Recht, während Gerichtsstandsvereinbarungen den Ort der Streitbeilegung festlegen.
- Anwendbares materielles Recht (z.B. deutsches BGB)
- Ausschluss des UN-Kaufrechts (CISG) bei Bedarf
- Gerichtsstand oder Schiedsgerichtsbarkeit
- Vollstreckungsmodalitäten
Governing Law vs. Jurisdiction Clause
Während Governing Law das anwendbare Recht bestimmt, regelt die Jurisdiction Clause den Gerichtsstand. Beide Klauseln ergänzen sich und sollten aufeinander abgestimmt werden, um Rechtsunsicherheiten zu vermeiden.
Bedeutung von Governing Law im Einkauf
Für Einkaufsorganisationen ermöglicht die strategische Rechtswahl eine bessere Risikokontrolle. Vertraute Rechtsordnungen reduzieren Beratungskosten und erhöhen die Durchsetzbarkeit von Gewährleistungsansprüchen sowie Haftungsbegrenzungen.
Vertragselemente und Vorgehen bei Governing Law
Die Implementierung von Governing Law-Klauseln erfordert eine systematische Herangehensweise und Berücksichtigung verschiedener Vertragselemente.
Formulierung der Rechtswahl-Klausel
Eine präzise Formulierung verhindert Auslegungskonflikte und stellt sicher, dass die gewählte Rechtsordnung tatsächlich angewendet wird. Standardformulierungen sollten an die spezifischen Vertragsinhalte angepasst werden.
- Eindeutige Benennung der Rechtsordnung
- Ausschluss kollisionsrechtlicher Verweisungen
- Klarstellung zu internationalen Übereinkommen
Integration into contract management
Governing Law-Klauseln müssen in das systematische Vertragsmanagement eingebunden werden. Dies umfasst die Abstimmung mit anderen Vertragsklauseln wie Force Majeure und Warranty-Bestimmungen.
Verhandlungsstrategie und Durchsetzung
Bei Vertragsverhandlungen sollten Einkäufer die Rechtswahl frühzeitig thematisieren. Die Verhandlungsmacht und wirtschaftliche Bedeutung des Vertrags beeinflussen die Durchsetzbarkeit der gewünschten Rechtsordnung erheblich.

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KPIs and verification criteria
Die Effektivität von Governing Law-Strategien lässt sich durch spezifische Kennzahlen messen und kontinuierlich optimieren.
Rechtssicherheits-Metriken
Der Anteil von Verträgen mit eindeutigen Governing Law-Klauseln zeigt die Qualität des Vertragsmanagements. Zusätzlich misst die durchschnittliche Verfahrensdauer bei Streitigkeiten die Effektivität der gewählten Rechtswahl-Kombinationen.
- Quote vollständiger Governing Law-Klauseln (Ziel: >95%)
- Durchschnittliche Streitbeilegungsdauer
- Erfolgsquote bei Rechtsdurchsetzung
Cost efficiency indicators
Rechtsberatungskosten pro Vertragsvolumen und die Häufigkeit von Rechtswahl-bedingten Streitigkeiten indizieren die Qualität der Governing Law-Strategie. Niedrige Werte signalisieren effektive Rechtswahl und gut abgestimmte Vertragsklauseln.
Compliance und Durchsetzbarkeit
Die Vollstreckungsquote von Urteilen und Schiedssprüchen sowie die Anzahl gescheiterter Rechtsdurchsetzungen messen die praktische Wirksamkeit der gewählten Rechtsordnungen. Diese KPIs unterstützen die kontinuierliche Optimierung der Rechtswahl-Strategie.
Vertragsrisiken und Absicherung
Ungeeignete oder fehlende Governing Law-Klauseln können zu erheblichen rechtlichen und wirtschaftlichen Risiken führen, die durch vorausschauende Planung minimiert werden können.
Rechtsunsicherheit und Vollstreckungsrisiken
Ohne klare Rechtswahl drohen langwierige Kollisionsrechtsprüfungen und unvorhersagbare Rechtsergebnisse. Besonders problematisch wird dies bei komplexen Lieferketten mit mehreren Rechtsordnungen, wo unterschiedliche Haftungsbegrenzungen gelten können.
Kostenrisiken bei Rechtsstreitigkeiten
Unvertraute Rechtsordnungen führen zu höheren Beratungskosten und längeren Verfahrensdauern. Die Kombination ungünstiger Rechtswahl mit ungeeigneten Gerichtsstandsvereinbarungen kann Streitkosten vervielfachen und die Durchsetzung von Liquidated Damages erschweren.
Absicherungsstrategien
Risikominimierung erfolgt durch systematische Rechtswahl-Audits und regelmäßige Überprüfung bestehender Verträge. Rahmenvereinbarungen sollten einheitliche Governing Law-Standards definieren, um Komplexität zu reduzieren und Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Practical example
Ein deutscher Automobilzulieferer verhandelt einen Rahmenliefervertrag mit einem chinesischen Komponentenhersteller. Die Einkaufsabteilung wählt deutsches Recht als Governing Law mit Schiedsgerichtsbarkeit in Singapur. Diese Kombination bietet dem deutschen Unternehmen vertraute Rechtsstandards bei gleichzeitig neutralem, in Asien anerkanntem Streitbeilegungsort. Die Klausel schließt explizit das UN-Kaufrecht aus und definiert deutsche Gewährleistungsstandards als maßgeblich.
- Rechtssicherheit durch vertrautes deutsches Recht
- Neutrale Schiedsgerichtsbarkeit reduziert kulturelle Barrieren
- Klare Ausschlüsse vermeiden Rechtsunsicherheiten
Marktpraxis & Entwicklungen
Die Rechtswahl in internationalen Verträgen unterliegt kontinuierlichen Veränderungen durch Rechtsprechung, Gesetzgebung und technologische Entwicklungen.
Digitalisierung und Smart Contracts
Das digitale Vertragsmanagement bringt neue Herausforderungen für Governing Law-Klauseln mit sich. Smart Contracts und automatisierte Vertragsdurchsetzung erfordern präzisere Rechtswahl-Formulierungen, um Konflikte zwischen verschiedenen Rechtsordnungen zu vermeiden.
Brexit-Auswirkungen auf Rechtswahl
Der Brexit hat die Attraktivität englischen Rechts für EU-Unternehmen verändert. Viele Organisationen überdenken ihre Rechtswahl-Strategien und bevorzugen zunehmend kontinentaleuropäische Rechtsordnungen für bessere Vollstreckbarkeit innerhalb der EU.
AI-supported contract analysis
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Analyse von Governing Law-Klauseln. Automatisierte Systeme können Rechtswahl-Risiken bewerten und optimale Kombinationen von anwendbarem Recht und Gerichtsstand vorschlagen, was die Effizienz in der Vertragserstellung erheblich steigert.
Conclusion
Governing Law-Klauseln sind unverzichtbare Instrumente für rechtssichere internationale Einkaufsverträge. Die strategische Rechtswahl reduziert Streitrisiken, senkt Rechtskosten und verbessert die Durchsetzbarkeit von Vertragsansprüchen. Erfolgreiche Einkaufsorganisationen integrieren Governing Law systematisch in ihr Vertragsmanagement und passen Rechtswahl-Strategien kontinuierlich an veränderte Marktbedingungen an. Die Kombination aus fundierter Rechtsberatung und datengestützter KPI-Analyse optimiert langfristig die Effektivität internationaler Vertragsbeziehungen.
FAQ
Was ist der Unterschied zwischen Governing Law und Gerichtsstand?
Governing Law bestimmt das anwendbare materielle Recht, während der Gerichtsstand den Ort der Streitbeilegung festlegt. Beide Klauseln können unabhängig voneinander gewählt werden, sollten aber strategisch aufeinander abgestimmt sein, um optimale Rechtsdurchsetzung zu gewährleisten.
Können Governing Law-Klauseln frei gewählt werden?
Die Rechtswahl unterliegt bestimmten Grenzen. EU-Recht schränkt die freie Wahl bei Verbraucherverträgen ein, und zwingende nationale Vorschriften können nicht umgangen werden. Bei B2B-Verträgen besteht jedoch weitgehende Wahlfreiheit zwischen verschiedenen Rechtsordnungen.
Welche Rechtsordnung ist für Einkaufsverträge optimal?
Die optimale Rechtswahl hängt von Vertragsart, Parteien und Geschäftsbeziehung ab. Deutsche und englische Rechtsordnungen bieten hohe Rechtssicherheit, während Schweizer Recht oft als neutraler Kompromiss gewählt wird. Entscheidend sind Vertrautheit, Vollstreckbarkeit und branchenspezifische Regelungen.
Wie wirkt sich Brexit auf bestehende Governing Law-Klauseln aus?
Bestehende Verträge mit englischem Recht bleiben grundsätzlich gültig, jedoch kann die Vollstreckung in der EU erschwert werden. Neue Verträge sollten die veränderten Vollstreckungsmöglichkeiten berücksichtigen und gegebenenfalls alternative Rechtsordnungen oder Schiedsgerichtsbarkeit vorsehen.



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